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> Die Macht Der Einsamkeit, Tripbericht: Erste Erfahrung mit Pilzen

post Feb 13 2009, 20:07
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Salvianaut
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Hallo liebe Community,

da ich schon mehrfach gebeten wurde, meinen Tripbericht, der die erste psychedelische Erfahrung meines Lebens beschreibt, zu veröffentlichen, zeige ich euch nunmehr meine Niederschrift, welche ich im März des letzten Jahres, eine Woche nach den Erlebnissen im Reich der Pilze, im Land der Träume veröffentlichte.
Dieser Bericht beschreibt ausführlich die Gefahren, Potentiale und Erlebnisinhalte der ersten psychedelischen Erfahrung meines Lebens. Und ich denke, sie kann jedem, der diese in Planung stellt, enorm hilfreich sein; denn all die kleinen Tücken im Denken werden darin offenbart und zeigen, wie naiv man mit der zweiten großen Welt, jenseits der Wirklichkeit, umgehen kann.

Ich setze den Bericht weitgehend unverändert hier rein. Er ist sehr faszinierend geschrieben und kann sicherlich vielen Interessierten hilfreiche Informationen liefern.

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Tripbericht: Die Macht der Einsamkeit


Liebe Mitreisende,

dieser Bericht richtet sich an all diejenigen, welche wie ich - alleine - und ohne bisherige Erfahrung einen Trip planen wollen. Mein erster Pilztrip (1 Gramm hawaiianische Pilze) liegt nun über eine Woche zurück und in der Zwischenzeit hatte ich genügend Raum, die Erlebnisse jenes Abends zu rekonstruieren und zu durchdenken.

Bevor ich näher auf die Umstände und den eigentlichen Trip eingehe, möchte ich noch eine wichtige Information vorweg nehmen (man findet sie in jeder Beschreibung - mir ist die besondere Erwähnung dessen aber sehr wichtig): Man sollte unbedingt einen Tripsitter an seiner Seite haben - insbesondere beim ersten Kontakt mit halluzinogenen Drogen. Nun hat nicht jeder von uns das Glück in einer Gesellschaft zu leben, die bewusstseinsverändernde Drogen toleriert. Erfahrungsgemäß schmeißen die meisten Menschen sämtliche Drogen in einen Topf, rühren kräftig um und erhalten einen Einheitsbrei; das ist jedoch völlig widersinnig und mit vielen Vorurteilen behaftet.

Bewusstseinserweiternde Drogen (Halluzinogene) haben nichts mit Mitteln wie Alkohol oder GBL zu tun (an der Stelle hört meine Drogenerfahrung allerdings auch schon auf smile.gif - sie stellen eine gänzlich andere und völlig eigene Kategorie dar - sowohl von den Erfahrungsinhalten, der Wirkung, wie auch der Gefährlichkeit und Mächtigkeit. Doch die meisten Menschen wollen es gar nicht erst verstehen und verurteilen alles, was verboten und unbekannt ist. Aus dem Grund besitzt auch nicht jeder eine vertraute Person im Umfeld, die als Tripsitter infrage käme. Daher rate ich dringend(!), dass ihr (die Unerfahrenen), sofern ihr zuhause trippen wollt, mindestens eine Person einweiht, die euch notfalls am Telefon beistehen kann. Das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme und dient als Sicherheit, die euch sehr viel ersparen und erleichtern kann. Diese Person sollte, wenn möglich, Erfahrungen mit solchen Substanzen gemacht haben. Also rate ich euch lieber für den Notfall vorzusorgen, eine Ankündigung zu machen, dass ihr etwas nehmen wollt und den Trip dementsprechend mit einer Sicherheit im Hintergrund genießt, als in ungeahnte Gefahren hineinzulaufen. Das alleine ersetzt natürlich keinen anwesenden Tripsitter, ist aber allemal besser, als den ersten Trip alleine zu verbringen. (Ihr werdet bald wissen, weshalb ich implizit darauf noch einmal hinweise)


Die Vorbereitung auf den ersten Trip:

Nach einem arbeitsintensiven Freitag kam ich am frühen Nachmittag nach Hause. Mein Vater war dieses Wochenende verreist und die immense Vorfreude, welche ich empfand, sollte den abendlichen Trip nur begünstigen. Ich war sehr neugierig und gespannt, hatte schon allerlei Informationen und Erfahrungsberichte verschlungen und wollte mich endlich zu jener glücklichen Personengruppe zählen, die unsere bekannte Welt einmal verlassen und ins wilde Farbenspektrum eintauchen durfte. Ich bestellte mir schon Wochen zuvor hawaiianische Pilze, bekam die Tüte geliefert und verstaute sie sicher zur Aufbewahrung im Schrank. Ich konnte die Stunden zuvor an nichts anderes mehr denken, als an die bevor stehenden Erlebnisse und malte mir innerlich ein buntes Bild aus, nach dem mich die neue Realität - das veränderte Bewusstsein - bestaunen und begeistern lässt. Da es für mich eine Seltenheit darstellt, alleine zuhause zu sein, einigte ich mich mit meinem Verstand darauf einen intensiven Trip (sprich: 1 Gramm Hawaiianer) erleben zu dürfen.

Ich säuberte die Wohnung, putzte, saugte, kaufte mir Lebensmittel ein und richtete mir alles so her, wie es für mich perfekt aussah. Eine Vorstellung, wie der Trip aussehen würde, hatte ich aufgrund vieler Beschreibungen und Berichte im Kopf; dass hierbei Verstehen und Erleben jedoch auf zwei unterschiedlichen Ebenen im Gehirn stattfindet, ahnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.


Der eigentliche Trip (1) - der Irrglaube meiner Naivität:

Um 20 Uhr schaute ich ein wenig fernsehen. Um 21 Uhr lag ich seelenruhig auf der Couch, entspannte mich und bereitete mein Inneres auf den bevorstehenden Abend vor. Um halb 10 etwa verschwand ich im Badezimmer, duschte lange und intensiv und verschuf mir das ideale Körpergefühl für den Abend. Ich zog meine liebste Kleidung an und war weitgehend euphorisch. Die Erwartung oder vielmehr die Illusion, nichts könne schief gehen, begleitete mich und wiegte mich dieserzeit in großer Unwissenheit. Um 22:15 Uhr war es dann soweit. Ich saß vorm PC, schrieb im LdT-Chat, schrieb im ICQ und fühlte mich rundum wohl. Ich nahm zusammen mit etwas Joghurt ein Gramm hawaiianischer Pilze ein. Dass ein Gramm als Erstdosis völlig überdosiert war, ahnte ich bereits; doch hatte ich zu jener Zeit noch sehr naive Gedanken, die etwa wie folgt aussahen: "Mir geht es gut. Ich empfinde keine Angst und habe großen Respekt vor der Droge." Tatsächlich verglich ich das Wissen, welches ich über sogenannte Horrortrips besaß, mit den Horrorfilmen im Fernsehen, vor denen ich bekanntermaßen keine Angst hatte. Im Gegenteil. Ich glaubte sogar, derartige Schreckensszenarien würden faszinierend und lehrreich werden und ich könnte sie leicht mit meiner Vernunft überschatten - wie töricht ich doch war! Das mein Kopf, mein Körper und mein Befinden völlig anders funktionieren könnten - dass ich unter diesen Einflüssen sogar in der Lage war meinen Verstand auszuschalten - hielt ich vorweg für sehr unwahrscheinlich, wenn gar unmöglich. Ich übertrug mein gegenwärtiges Denken schon auf den Trip; doch das war ein fataler Fehler. Insbesondere das erste psychedelische Erlebnis übt ungeahnte Kräfte auf das Denken und die Gefühlswelt aus. Diese Unvorsichtigkeit sollte ich noch bitter bezahlen müssen.


Der eigentliche Trip (2) - die Zeit des Grauens:

Die ersten Minuten nach der Einnahme verliefen wie gewohnt. Ich schrieb weiter im LdT-Chat, unterhielt mich nett, erklärte meine Aufregung und machte harmlose Witze. Die anwesenden User sicherten mir zu, ein wunderbares Erlebnis stehe aus. Nach 20 Minuten machte sich ein wenig Ungeduld breit - bisher verspürte ich keinerlei Wirkung. Ein Freund, mit dem ich im ICQ schrieb, meinte, es dauere sicher noch 10 bis 20 Minuten. Ich schrieb demnach weiter mit diversen Personen im IRC, ICQ und LdT-Chat. Zu dieser Zeit begann sich mein Denken unmerklich zu verändern, während der entschwindende Verstand mir noch zusicherte, es sei alles normal. Nach etwa 25 Minuten setzte eine leichte Übelkeit ein. Sie wurde mir prophezeit - ich war gefasst! Doch mein Gemüt wandelte sich weiter und unaufhaltsam. Die Worte, welche die anwesenden Personen im LdT-Chat schrieben, wurde mir allmählich fremd; ich konnte die lockere Stimmung nicht mehr nachvollziehen und es schien sich ein gegengesetzter Strom zu entwickeln, der fröhliche Worte liest, sie aber nicht mehr zu interpretieren verstehen. Ab diesem Moment begann ein Gefühl von Angst und Sorge in mir zu erwachen. Der Verstand verlor allmählich seine Macht und gab Stück für Stück sein Territorium auf. Zu Anfang machte ich die Übelkeit für dieses Unwohlsein verantwortlich und redete mir ein, all die seltsamen Irrwege im Kopf würden bald verfliegen - doch dem war nicht so. Im Gegenteil. Es verschärfte sich zunehmend. Ich klärte eine Person, die soeben den IRC Chat betrat und mit der ich zuvor schon viele Gespräche über die Wirkung von Halluzinogenen (insb. LSD) hatte, auf und erwartete positive Resonanz für meinen Pilztrip. Sie tat wohl das denkbar schlimmste, was man hätte tun können. Ihre Antwort, die folgte, lautete: "Dann stelle dir schon mal einen Eimer bereit. Ich habe damals eine furchtbare Erfahrung gemacht und musste mich anschließend übergeben." - neben all den schönen Geschichten gab es also auch eine zweite, böse Seite der Trips. Ich schüttelte wirr den Kopf, ein furchterregendes Gefühl kündigte sich an. Ich redete mir plötzlich ein, die kommenden Stunden in einer neuen Welt gefangen zu sein, über die ich schon jetzt - und stetig steigend - meine Kontrolle verlor. Die angenehme Atmosphäre, die ich mir zuvor schuf, verflüchtigte sich langsam - die Musik wirkte nicht mehr erheiternd und schön, sondern vielmehr bedrohlich und kalt. "Ich sitze fest!" schrie etwas in mir drinnen und ohne diese Gedanken unterbrechen zu können, stieg langsam eine panische Angst heran. Zu diesem Zeitpunkt - etwa 30 Minuten nach der Einnahme - schrieb ich zum ersten Mal das Wort "Hilfe" im LdT-Chat. Ich verlor die Kontrolle. Und dann passierte etwas, dass die letzte Schranke vor meiner Angst öffnete: Ich blickte ins Fenster, ich sah mein Spiegelbild. Ein Grauen, es war entsetzlich. Riesige Pupillen. Ein böses Gesicht, das in vollkommener Gleichgültigkeit gelegen, mir völlig fremd erschien. "Das war nicht möglich. Das kann nicht sein. Was passiert hier nur?" - mir schossen wahnsinnige Fantasiebilder durch den Kopf. Mein Gesicht war in sich gefallen, mein Blick erschreckend, erloschen. Mit dem letzten Hauch Verstand begriff ich, hier nicht mehr so schnell wieder herauszukommen und bat hektisch, fast panisch, dass mir jemand aus dem Chat seine Telefonnummer übermitteln solle, weil mir drohte endgültig im tiefen Meer meiner Ängste zu ertrinken. Zum Glück - im letzten Augenblick, nach unzähligen Fragen und Worten, die ich nicht mehr sah und verstand - erschien eine Telefonnummer. Mein trüber, verschwommener Blick übertrug unwillkürlich die schwimmenden Zahlen auf die Tastatur meines Telefons und in letzter Sekunde, vor meinem Ende, drückte ich den grünen Knopf.

Was anschließend geschah lässt sich nur sehr schwer beschreiben. Es war jedenfalls sehr böse und sicherlich der schrecklichste Moment, den ich je in meinem Leben erfuhr. Viele angestaute Ängste, tausend qualvolle Erinnerungen und eine kalte Panik bündelten sich in einem immensen Druck zusammen und brachen in einer Schreckenssekunde, die alles Böse vereinte, aus. Ich verlor mein Augenlicht und kurz darauf mein Bewusstsein; es prallte alles auf mich ein, es zog sich alles in mir - unter diesem immensen Druck - zusammen. Ich glaubte, meinem Ende bevorzustehen. In realer Zeit müssen wenige Sekunden vergangen sein, ehe mein Körper wieder reagierte, mein Geist wieder aktiv wurde - für mich aber war es ein Moment der Ewigkeit. Ich sah den Löffel, mit dem ich zuvor den Joghurt und die Pilze aß, auf meiner Hose liegen, hörte von unten, der unendlichen Ferne, eine leise Stimme und merkte plötzlich, der Ewigkeit noch einmal entkommen zu sein. Ich hob das Telefon auf und hielt es an mein Ohr: Es war eine leise Stimme - eine menschliche Stimme die zu mir sprach und mit beruhigenden Worten auf mich einwirkte, mein Gemüt umsorgte. Ich war in diesem Augenblick unbeschreiblich froh, ein wenig Kontrolle zurück erlangt zu haben. Doch auch jetzt fraß sich die schreckliche Erinnerung an jenen furchtbaren Moment, tief in mein Gedächtnis. Die Person am Telefon, jemand aus unserem LdT-Chat redete auf mich ein, stellte mir Fragen und lenkte mich langsam von diesem ungewohnt und einschneidenden Gefühlen und Gedanken ab. Ich kehrte langsam wieder zurück - in die Realität - in eine stark veränderte Realität, doch war es der Heimat sehr verwandt. Es ist mir undenkbar was geschehen wäre, wenn ich diese Panik nicht überwunden hätte. (-> das ist der ausschlaggebende Punkt für den Ratschlag am Anfang des Berichtes)


Der eigentliche Trip (3) - der schmale Pfad:

Ab diesem Zeitpunkt begann die neue, veränderte, verzerrte und auf seltsame Weise zusammenhängende Welt, mir ein unbekanntes, interessantes, faszinierendes und teilweise amüsantes Schauspiel zu bieten. Die Decke bewegte sich langsam und hatte einen eigenartigen, schleierhaften Nebel unter sich. Ich hörte noch immer meine Begleiterin am Telefon, doch ihre Stimme verwuchs langsam in das Bild, was ich vor Augen hatte. Langsam verflüchtigten sich die Schreckensgedanken und ich folgte ganz ihrem Rat, die Verarbeitung jenes Erlebnisses erst einmal beiseite zu stellen. Ich fand mich vergnügt in der neuen Welt ein, in der nichts stillzustehen schien; die Umgebung atmete, leuchtete und funkelte. Die Welt verfärbte und verschwamm, und als ich, einer Anweisung meiner Telefonpartnerin folgend, kurz die Augen schloss, überwältigte mich eine traumhafte Spirale aus vielen gelben, roten und grünen Farben, die sich drehend auf mich zubewegten. Ich riss die Augen wieder auf und erschrak. Es war ein sehr eigenartiges Erlebnis, das sich anhand von Beschreibungen nur schwer nachempfinden lässt. Denn obwohl ich über viele Phänomene gelesen habe, ist das Erleben nie an einem Bericht auszumachen, auszumessen oder nachzustellen. Allerdings hielt die Euphorie über die neu entdeckte Welt nicht sehr lange an. Die Stimme am Telefon wurde leiser, hatte ein fast bedrohliches Lachen und die Farben, welche bei geschlossenen und offenen Augen, hervortraten, wurden von beängstigender Dunkelheit übertönt. Es entstanden sehr seltsame Gebilde, die mehr fiktiv als real waren, doch mir einen sehr beängstigenden Charakter aufzeigten. An der Stelle möchte ich noch einmal dazu sagen, dass ich bisher keine ängstliche Persönlichkeit hatte - all die Bilder und Szenarien, welche mir im Trip beängstigende Gefühle auslösten, hätten mich bei nüchterner Betrachtung womöglich amüsiert; die Zustände, unter denen ich aber gefangen lag, sowie die Mächte, die auf mich einwirkten, hatten nichts mit der normalen Welt, wie wir sie kennen, zu tun. Den sachlichen Gedanken, alles sei nur ein Hirngespinst, konnte ich nur sehr schwer aufrecht halten - es beeinflusste meine Gefühlswelt drastisch und wurde wiederrum selbst erst von meiner Gefühlswelt hervorgerufen. Es war ein Wechselbad der Gefühle und ich begriff erst jetzt, wie viel Macht im innern dieser Droge wohnt. Erneut löste sich eine Angst aus, die sich unaufhaltsam in mir fortbewegte. Der Kampf begann noch mal neu, doch diesmal half mir keine Stimme am Telefon, keine Nähe durch verbale Unterhaltung. Es wurde immer dunkler und grauenvoller in meiner Nähe und jedes Wort, das ich empfing, wurde völlig verzerrt im Ohr widergegeben. Ich bat meine Gesprächspartnerin, ohne ihr von diesem Gefühl zu erzählen, dass wir die Unterhaltung unterbrechen und kurz darauf fand ich mich wieder alleine vorm PC. Ich verlor wenige Worte im Chat - teils unbewusst, teils unbedacht. Anschließend traf ich noch mal jene Person im IRC an, die mir zuvor von der Wirkung der Pilze erzählte; und ich bat sie, mir schnell ihre Nummer durchzugeben. In der Hoffnung eine vertraute Stimme könnte mir Wohlsein verschaffen (sie kenne ich persönlich) tippte ich die Nummer im Telefon ein und sagte ihr nur recht kurz, sie brauche nicht viel zu erzählen, sondern solle einfach da sein. Mein innerer Kampf, der mit Kontrollverlust, mit Hilflosigkeit und Machtentzug umgehen lernte, trug im Dunkeln und Schweigen harte Gefechte aus. Ich hörte mehrmals ihre Stimme, die mich etwas fragte, die mir etwas sagte, doch ich war unfähig zu antworten - es ging oft einfach nicht. Währenddessen verdrehte sich mein Blick und alles schien völlig losgelöst von der Realität. Ich stöhnte derweil ganz leise und wand mich auf der Couch von einer Seite auf die andere. Die Bilder, die sich auf dem Monitor abbildeten, waren von vielen dunklen, verschwommenen Farbflecken untermalt. Selbst die Versuche konzentriert um die klare Sicht zu kämpfen, scheiterten klänglich. Mein Körper nahm die flüchtige Gedankenwelt und die Wahnvorstellung stark mit. Er schien sich oftmals zu sträuben und zu verkrampfen, schien den Wunsch und die Sehnsucht zu hegen, endlich zurück zu kehren. Ich glaube, der Zustand, in dem ich auf diese Weise da lag und in der schwimmenden Gefühlswelt kämpfte, dauerte circa eine Stunde. Denn als ich meine Telefonpartnerin irgendwann nach der Uhrzeit fragte, verhieß sie mir, es sei jetzt kurz nach 0 Uhr.

Ich versuchte mehrfach etwas zu essen, doch die Schokolade bekam ich nicht auf und die Chips blieben mir (scheinbar) im Halse stecken. Die Cola blubberte eigenartig in meinem Mund und die gesamte Welt schien mir feindlich gesinnt.


Der eigentliche Trip (4) - die Verwandlung:

Dann tat ich etwas, das sich sehr positiv auswirkte und das ich jeden an der Stelle, der einmal so etwas erlebt, empfehlen möchte:

1. Ich stellte die Heizung an!

2. Ich machte das Licht an!

3. Ich wickelte mich in eine Decke ein!

4. Ich hielt ein vertrautes Plüschtier an mich!


Das mag alles sehr albern klingen, doch diese Idee zu haben und sie zuletzt auch noch umzusetzen, ist ein gewaltiger Aufwand. Unter dem Einfluss von Pilzen schwimmen manchmal Ideen auf, die, noch bevor sie realisiert wurden, von neu anströmenden Gefühlen und Gedanken verdrängt werden. Als diese vier Faktoren begünstigend meine Umwelt und mich beeinflussten, entwickelte sich zum ersten Mal ein erheiterndes, mit Schönheit erfülltes Gefühl der Vollkommenheit. Ich stellte mich vor meine Bettcouch und erhob das Bettlaken. Es hatte eine riesige, leuchtend weiße Form. Es flog so eigenartig umher und verschleierte die gesamte Luft nachträglich. Ich war begeistert. Als ich es zurecht gelegt hatte und meine Decke und mein Kissen hinzu legte, merkte ich, wie gigantisch groß ich war. Mir schien, als ging das gesamte Bett nur bis zu meinen Füßen über die mein riesiger Körper weit entwuchs. Ich musste erstmals lachen, konnte meiner Telefonpartnerin allerdings nicht richtig wiedergeben, was mir widerfuhr (wohlgemerkt: sie war nüchtern). Anschließend sprang ich aufs Bett und kuschelte mich in die Decke ein, während ich zu sah, wie die Wärme sich visuell im Raum ausbreitete, um all die bösen, dunklen Gebilde zu verdrängen. Es war wieder diese wunderschöne, geborgene Umwelt vorhanden - es schwebte ein roter Nebel (die Wärme) durchs Zimmer und ich fühlte mich mit einem mal unglaublich geborgen. Zu der Zeit dachte ich immer, die Welt könne ewig diese Form behalten - ich meinte, jeder Mensch müsse das ausprobieren und würde in diesem Moment mit mir vereint sein. Die Gefühle wurden immer intensiver und präziser, sie gestalteten alles sehr schön und verursachten des Öfteren ein seltsames, leises Kichern. Am Telefon, die seltsame Stimme, welche manchmal sehr hell, manchmal sehr tief erschien, erzählte gelegentlich etwas. Einmal sagte sie: "Morgen soll es schneien." Und in dem Moment blühte die Welt um mich herum. Ich rief stoßartig aus: "Das ist ja schön!" und strahlte innerlich. Doch sie wiederrum meinte: "Findest du? Ich finde das überhaupt nicht schön." Und prompt verdunkelte sich die Welt wieder, und sie, meine Telefonpartnerin, hatte eine böse Ausstrahlung. Ich schwamm wirklich bei jeder Kleinigkeit auf der Schwelle zwischen Gut und Böse, Hell und Dunkel - die Auslöser war oft so unwesentlich, dass sich eine normale Person verwundert an den Kopf gegriffen hätte. Doch unter Pilzen ist man völlig übersensibilisiert. Ich dachte aber auch sehr viel nach - meistens nur abgehackte, ansatzweise Gedanken, die weder einen richtigen Anfang, noch ein Ende hatten. Ich bekam das Gefühl, nicht mehr atmen zu brauchen und fragte mich ständig, ob ich sterben würde, wenn ich es einfach unterlassen würde. Ich probierte es mehrfach aus und hielt den Atem (für meine Verhältnisse) eine lange Zeit an, ohne den körpereigenen Reflex zu verspüren, der mich dazu zwang. Das wurde mir oftmals sehr unheimlich, weil ich glaubte, auf diese Weise sehr leicht ersticken zu können. Ich empfand auch keinen Schmerz mehr. Testhalber fasste ich einige Sekunden an die heiße Heizung und fragte mich, ob ich die Hitze spürte - doch statt einem unangenehmen, heißen Gefühl, flossen Wellen durch meinen Körper, welche keinesfalls schmerzhaft waren. Ich sagte mir - oder vielmehr meiner Körperfunktion - das ich jetzt besser losließe, da ich mich sonst vermutlich, ohne es zu spüren, verbrennen würde. Auch die normalen Körperaktivitäten, wie der Drang, auf Toilette zu gehen, fehlten komplett. Irgendwann redete ich mir ein, dass ich womöglich müsse, und ging vorsichtig und wankend ins Bad - verhinderte aber einen ängstlich Blick in den Spiegel. Anschließend kehrte ich wieder in mein Bett zurück, nahm das Kuscheltier zur Hand und hatte weiterhin das Telefon am Ohr. Mit großer Überwindung und nach einiger Zeit des Vergessens und Einfallens, schaffte ich es auch ein Musikstück anzumachen. Und plötzlich hatte ich ein sehr starkes, intensives und wunderschönes Erlebnis. Die Musik schien mir eine Wolke zu sein und klang so reichhaltig und schön von weit entfernt. Es war wie in einem Traum und alles war Teil dieser Musik - die ganze Welt war miteinander vereint und die Musik schöpfte sehr viel Kraft in meinem Inneren. Am Telefon sagte ich zu der Zeit nur: "Boah, das ist ja wunderschön. Sowas habe ich ja noch nie gehört." - es schwangen überall Wellen, die den Raum ausfüllten und schließlich in mich eindrangen. Aber neben dieser Musik hörte ich auch einen sehr eigenartigen, beatartigen Surround-Sound. Von allen Seiten kamen diese ganz kurzen Takte, die sich immer wiederholten und ich bewunderte das eigenartige Hörerlebnis, das im Grunde gar keinen Ursprung hatte. Zu dieser Zeit schrieb ich im LdT-Chat mehrfach, dass die Welt wunderschön sei und dass es mir nun gut ginge. Doch das war noch nicht das Ende und das volle Spektrum der geistreichen Erfahrung. Die Tastatur, auf der ich schrieb, schien völlig quer zu liegen und erschien beeindruckend groß. Ich sah sie aus einem ganz anderen Blickwinkel und sah auf eine ganz andere, doch sehr interessante Form hinab. Ich tippte Buchstabe für Buchstabe und glaubte jedes dieser Zeichen würde endlos weit von den anderen entfernt liegen. Mehrmals musste ich stark lachen, konnte aber am Telefon nicht erklären, woher mein Lachen kam. Die Worte, die im Chat geschrieben wurden, veränderten sich nun zu pixelartigen Quadraten und sahen sehr schön aus. Alles auf diesem Bildschirm veränderte ständig und haltlos seine Form und Farbe - es rauschte wie ein Bach hinab, floss als ein Fluss von Quadraten den Bildschirm hinunter und drehte sich unaufhörlich und unbeschreiblich. Ich musste immer wieder grinsen und lachen und dachte in dem Moment: "Was das Gehirn so alles produzieren kann." - ich war vollkommen beeindruckt. Der Beat, der sich in der Luft auftat, wurde immer stärker und zeitweise wollte ich schon nachfragen, ob sie - am Telefon - das nicht auch höre. Aber ich begriff, dass das alleine meine Welt war und sie fernab, weit gelegen, in der Wirklichkeit zurück blieb. Als es schon halb 2 war wurde sie sehr müde und versicherte mir, ich könne sie noch mal anrufen, falls etwas sei. Sie legte anschließend den Hörer auf und ich war wieder alleine. Das hatte diesmal aber kein erdrückendes Gefühl von Angst und Leere - vielmehr fühlte ich mich sehr frei; allen Möglichkeiten offen, allen Wegen bewusst.


Der eigentliche Trip (5) - die Trance der Zugehörigkeit

Mir ging es zu dem Zeitpunkt noch sehr gut und ich hatte viele eigenartige Vorstellungen, die ich größtenteils nicht mehr nachstellen kann. Doch mit der Realität hatte diese Welt seit einiger Zeit nichts mehr zu tun. Ich hielt - während ich im Bett lag - weit entfernte Gegenstände mit meinen Fingern fest (ihr wisst ja, dass der Finger - hochgehalten - so groß wie die Tür erscheint, wenn man weit genug von ihr entfernt steht) - auf diese Weise griff ich weit entfernte Gegenstände scheinbar auf und hielt sie überirdisch fest. Nur wunderte ich mich immerzu, weshalb ich sie nicht mit bewegen könne. Ebenso war ich sehr verwundert, weshalb kein Lichtstrahl aus meinen Fingern käme, obwohl ich doch dem Anschein nach die Macht dazu besaß. Es ist ein sehr eigenartiges Gefühl, das sich nur schwer beschreiben lässt. Die folgenden Stunden war ich scheinbar völlig konfus - ich bewegte dauernd Gegenstände von einer Seite auf die andere, hob meine Hand, meinen Arm, hob das Plüschtier, die Stifte - ich hob die Decke hoch und schmiss sie hin und her. Alles hatte eine faszinierende Form und Farbe, eine beeindruckende Bewegung; ich blickte auf meine Hand, meinen Arm - er schien merkwürdig lang, fast unmenschlich. Ich musste wieder lachen. Gelegentlich sah ich nun verwundert in das Fenster (die Angst vor meinem Spiegelbild hatte ich mittlerweile überwunden) und fragte mich verwundert, was ich hier eigentlich tue. In dem Augenblick, als ich mir die Frage stellte, schloss sich das letzte, sehr ausgeprägte Gefühl an, was zeitweise sehr angenehm, doch langfristig auch sehr furchterregend erschien. Es war das Gefühl ein sehr großes Geheimnis erfahren zu haben. Ich glaubte, die bewusstseinsverändernde Droge sei großer Bestandteil dieser Welt, die darin ein tiefes Geheimnis verbirgt. Ich sah alle, die dieses Mittel schon einmal nahmen, als einen Teil von mir und der zweiten, unterirdischen, spirituellen Welt; sie waren Zugehörige des Gesamtgeschehens, waren Mitglieder einer höheren Welt. Ich verstand nun die Menschen, die ebenfalls auf diese Art und Weise mit den Gegenständen spielten und erinnerte mich plötzlich an Dinge (gehobene Arme und Beine), die mir zuvor nie im Gedächtnis waren. Aber dem schloss sich auch das Gefühl an, nie wieder dieses Wissen, das ich diese Nacht gewonnen hatte und das scheinbar die ganze Welt zu beherrschen verstand, loswerden zu können. Ich glaubte auf ewig von der Erfahrung geprägt und geplagt zu sein. Noch mehrmals blickte ich auf die Wand, deren Oberfläche sich so stark bewegte. Eine Schicht deckte sich über die andere, eine Oberfläche verschluckte eine weitere, tiefere. Und auch der Bettbezug schien innerlich, von Nahem betrachtet, aus vielen tausend, millionen Teilen zu bestehen. Als hätte ich unter dem Mikroskop die vielen Mikroben beobachtet - so erkannte ich unter dem Einfluss der Halluzinogene überall kleine bewegende "Tierchen".


Das Ende des Trips:

Um etwa 4 Uhr morgens klang der Trip langsam ab. Ich spürte, wie ich wieder die Pforten zur Realität betrat und die gewohnte Welt wieder als solche erkannte. Ein gewaltiges Gefühl der Weisheit blieb zurück und im ersten Moment meinte ich, niemals Herr der tausend Erfahrungen werden zu können, die ich diese Nacht gemacht habe. Ich legte mich unter meine Bettdecke und sah eine Folge Simpsons an, während die Gesichter und Bewegungen völlig abstrakt zu sein schienen. Doch die Stimmen waren wieder normal hörbar und die Gedanken fassten die Realität entsprechend auf - noch immer verzerrt; doch mittlerweile hatten sich zumindest die Wellen meines Gemüts langsam gelegt. Nur orientierte sich wohl mein Blick völlig anders. Denn ich bemerkte in dieser Folge viele veränderte Bewegungen und Abläufe, die mir sonst niemals aufgefallen wären. Nach dieser einen Folge blieb ich etwa eine halbe Stunde regungslos liegen und dachte nach. Ich ließ mir den gesamten Abend durch den Kopf gehen - von der ersten Schreckenssekunde bis zur Erkenntnis, was die Welt und die Menschen im Innern verband und zusammenhielt; es war so konfus, dass man es in keine der zuvor erbauten Weltgerüste einordnen kann. Es ist mehr als eine neue Erfahrung - vielmehr eine neue Welt, die jedes ausgeklügelte, auf dem Grund der Vernunft erbaute Weltbild, sehr leicht umschmeißen könnte. Und diese Welt, die ich betrat, die mich beherrschte und die ich nun von Innen heraus kennen lernte, schimpfte sich Realität; erst im Laufe der nächsten Tage wurde mir bewusst, dass unser Gehirn bewusst darauf ausgelegt ist, anders zu sortieren und die Informationen der Welt anders auszulegen; dass dieses Erlebnis jener Nacht aber keinesfalls weniger der Echtheit unserer Welt entsprach, als das, was wir uns täglich vor Augen führen. Doch in dem Augenblick als ich nachdachte, nachsann, fühlte ich mich sehr stark und glücklich, vor allem weise und bereichert. Gleichzeitig überkam mich ein sehr starker Drang, mit all den "Seelenverwandten" das Geheimnis zu besprechen und auszutauschen - ich wollte unbedingt mit jemand darüber reden. Also eilte ich schleunigst in den LdT-Chat und erfreute mich der Bewegungen des Mauszeigers, der lange Spuren auf dem Monitor hinterließ. "Verrückte Welt", dachte ich und schmunzelte dabei. Glücklicherweise war der Chat noch von einigen Anwesenden besetzt und somit erhielt ich die Möglichkeit, mit Gleichgesinnten meine Erfahrungen auszutauschen und die zuvor entdeckte Verbundenheit neu aufzuleben. Dieses Gespräch, das als Schwerpunkt die verschiedenen Erlebnisse und Erkenntnisse hatte, war unmittelbar nach einer solchen Erfahrung sehr bereichernd. Es war wirklich eine sehr erlebnisreiche, nicht ungefährliche, doch in jedem Fall lohnenswerte Reise gewesen. Erst im Laufe des folgenden Tages verarbeitete ich die vielen Inhalte, die Erlebnisse und Geschehnisse; ich stellte mir sehr viele philosophische, hintergründige Fragen und verstand allmählich die Urgewalt der Natur. Auch las ich in den letzten Tagen sehr viel über solche Erlebnisse (Buch: "Das Drogen-Handbuch für legale und illegale Genuss- und Rauschmittel") und lernte vielseitig, was ich missachtete, unbedacht ließ, anders hätte gestalten können und nächstes Mal sicher besser mache. Doch ich baue mir mit der Zeit sicher ein eigenes Bild für den nächsten Trip zusammen. Und mittlerweile, nach der Erfahrung, nach dieser Intensität und den ganzen Informationen, die ich im Nachhinein aufsammelte, freue ich mich schon richtig auf die nächste Reise, die irgendwann folgen wird!


Fazit:

Ich erkenne heute sehr viele Fehler, die ich machte. Ich habe das Erlebnis, das zuvor nur theoretischen Bestand hatte, eindeutig unterschätzt. Die Annahme, eine bewusstseinsverändernde Droge verhielte sich nur einigermaßen so, wie es beispielsweise Alkohol tut, ist ein völliger Irrtum. Man kann einen Trip niemals voraussehen und insbesondere beim ersten Mal ist die Kontrolle des Ganzen nur sehr schwer möglich (wie es später wird, werde ich ja hoffentlich noch erfahren). Des Weiteren, und das wird wohl das wesentliche Element der anfänglichen Erfahrung sein: Ich nahm eindeutig zu viel! Nicht ohne Grund soll man sich heran testen und nicht schlagartig und unerfahren eine riesige Dosis ausprobieren. Spielt man gewöhnlich mit dem Feuer, dann läuft man Gefahr sich zu verbrennen. Spielt man unter Halluzinogenen mit dem Feuer läuft man Gefahr in ein Inferno verwickelt zu werden! Außerdem hatte ich keinen Tripsitter dabei. Gut, daran hätte ich auch sonst nichts ändern können, da in meiner unmittelbaren Umgebung niemand wohnt, der an dieser Stelle hätte reinpassen können - doch habe ich die Wichtigkeit dessen deutlich in meiner Angst erkannt. Allerdings ist eine Person, und sei sie nur am Telefon "anwesend", sehr wichtig und notfalls eine große Hilfe.

Ich muss aber auch dazu erwähnen, dass ich zwar äußerlich einen harten Kern besitze, der viel verkraftet und abwehrt, innerlich aber oft sehr verletzlich und zerstört bin. Das kam am Anfang deutlich zum Vorschein und hat sich um ein Vielfaches verstärkt. Wie man funktioniert kann man meistens nur selbst ausmachen, doch betrüge dich nicht, in dem du deine Hülle mit deiner Persönlichkeit verwechselst. Die Pilze nehmen darauf keine Rücksicht und wirken von Innen heraus. Psychedelika spielen hierbei keine Show, sondern konfrontieren unverfälscht mit der inneren Gefühlsgewalt.


Ich hoffe, ich konnte jemand mit dieser ausführlichen Zusammenfassung einen Einblick in die Schönheit und Gefährlichkeit dieser Substanz geben.

Mit besten Grüßen,

Siddhartha
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Mittlerweile sind viele Monate vergangen, und das Erlebnis, welches damals mehr aus Leichtsinnigkeit und Neugier begonnen hat, endete in einem völligen Umdenken und Umstrukturieren meines bisherigen Lebens. Ich habe in den vielen Wochen und Monaten danach sehr vieles neu ordnen und anders einsortieren können - auch lebte ich in jener Zeit sehr glücklich, zufrieden und ausgeglichen. Ich empfand neue Freude am Leben und am Entdecken der zahlreichen Möglichkeiten, welche hinter den Mauern der Wahrnehmung verborgen liegen. Aber je mehr ich mich damit beschäftigt habe, desto mehr wurde mir gewiss, dass ich diese Welt nur mit wenigen Menschen teilen kann und viele "zurückgebliebene" nichts von solchen Erfahrungen wissen möchten.
Außerdem möchte ich dazu erwähnen, dass selbst eine detaillierte Beschreibung nur spottet, wenn sie versucht ist, sich am wahren Kern des Erlebens zu messen. Im Kopf spielen sich ganz andere Dinge ab, die man mit keinen Worten dieser Welt festhalten kann - am Schluss eines Trips bleibt in etwa so viel vorhanden, wie von einem Traum. Man weiß zahlreiche Erlebnisse, diese schwinden allerdings, nach und nach, zunächst unmerklich, dahin und hinterlassen eine bloße Informationsquelle, was denn damals vorgefallen war. Aber die starken, intensiven Gefühle, die verblassen irgendwann und sehnen sich, wieder aufgefrischt zu werden.
Wie ihr aber sehen konntet, ist mit Pilzen kein ernsthaftes Spiel zu betreiben. Wer einen ernsten, nachdenklichen Charakter besitzt, wird zwangsläufig zu kämpfen haben und sich den inneren Gewalten gewahr werden: die Pilze helfen lediglich, die Ebene des Bewusstseins sehr viel Tiefer anzusetzen. Man sieht in der Tiefe der Erfahrung das eigene Wesen, man erkennt in den "Halluzinationen" seine Ängste und Träume. Man liest im derzeitigen Denken, wie sich der Denkprozess entwickelt und wie Informationen ans Tageslicht - ins Bewusstsein - treten.
Diese Erlebnisse haben weitreichende Folgen und können mitunter das Leben verändern. Ich habe sie trotz aller Widrigkeiten nie bereuht und bin auch heute fest davon überzeugt, irgendwann erneut die Reise antreten zu müssen.

Ich hoffe ihr konntet in dem (unveränderten) Tripbericht viele Informationen herauslesen. Das philosophische Nachspielt geschah aber erst im Laufe der Zeit danach und findet sich nur unzureichend in jenem Text wieder.

Viele Grüße,

Siddhartha

PS: Ich hoffe es stellt kein Problem dar, dass jener Tripbericht damals im LdT erschien.


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Die Realität ist Spiegelbild der Seele; wird nun das Innere verzerrt, so verschieben sich auch die Wesenszüge der Wirklichkeit.
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Salvia Kenner
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Der Beitrag wurde bearbeitet von Crescendo am Apr 3 2011, 21:07 Uhr.
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Salvianaut
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Wow...ich finde es gerade schon faszinierend, wie viele Parallelen ich zu meinem ersten Pilztrip in deinem Bericht finden kann. Ich habe auch den Fehler gemacht, zu denken, ich würde damit schon locker fertig werden und auch dabei alleine zu sein sei kein Problem. Doch dann erlebte auch ich den Kontrollverlust, die Einsamkeit und Hilflosigkeit. Ich fühlte mich total alleine gelassen und überfordert. Ich kam zu Beginn nicht klar damit, nicht die Kontrolle über das, was um mich herum geschah, zu haben. Auch bei mir war ein vertrautes Plüschtier übrigens sehr hilfreich, echt faszinierend, was für eine Bindung man plötzlich zu solchen Gegenständen aufbauen kann. Als ich mich dann damit abgefunden hatte, dass ich mich einfach treiben lassen muss, ging es halbwegs. Innerlich kam ich noch immer nicht so ganz damit klar, dass ich nicht mehr die Macht hatte, sondern die Pilze. Naja, auf alles einzugehen, das bei mir ziemlich gleich war, wäre jetzt wohl etwas zu viel. Aber auch ich musste nach dem Trip meine Erfahrungen möglichst schnell mitteilen, bevor ich es eventuell sogar wieder vergesse.

Irgendwie lernt man die "Realität" nach so einer Erfahrung erst wieder zu schätzen., auch wenn ich auf dem Trip irgendwie das Gefühl hatte, jetzt befände ich mich in der "echten Realität" und dass unser Gehirn all diese Dinge im nüchternen Zustand nur nicht wahrnehmen könnte.

Es ist schon echt ein krasser Unterschied, ob man eine Pilzreise alleine verbringt oder zusammen mit Freunden. Meine zweite Erfahrung (nicht alleine) war dann schon wesentlich besser und ich konnte mich wunderbar im Meer aus Farben treiben lassen smile.gif.

Unterschätzt die Pilze nicht devil.png.


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post Feb 13 2009, 21:19
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Salvianaut
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@ Crescendo

Hallo! Ich schätze die Erfahrung damals als durchweg positiv ein. Ich glaube sogar, dass diese Erlebnisse sich positiv auf mein weiteres Leben ausgewirkt haben. Psychedelika heben nunmal das hervor, was im eigenen Geist vergraben ist. Wenn man diese Ebene einmal heraufbeschwört, fühlt man sich mit eben jenem konfrontiert, was man nüchtern verdrängt hat und übersehen muss.
Ich habe insbesondere durch den Horror erlebt, was es bedeutet, zu leiden - mir wurde bewusst, wie nichtig viele der Probleme sind, die ich angesichts der eingeschränkten, nüchternen Welt als bedeutend empfand.
Nicht zuletzt der Horror hat mir zahlreiche Erkenntnisse gebracht und mich an meinen Wurzeln gepackt. Ich bereuhe nicht einen Moment und hätte im Nachhinein auch auf diese schwere, qualvolle Erfahrung nicht verzichten wollen. Aber ich muss ehrlich zugeben, dass es weniges gibt, was so intensiv und leidvoll erfahren wird, wie ein negativer Trip. Ich sah überall Fratzen, böse Dämonen, welche sich hinter den Bildern der Realität versteckten. Die Zeit verlor sich in der Fülle an Erlebnissen und einige Alltäglichkeiten schienen überhaupt nicht zu existieren.

Im Nachhinein hat es mein Leben positiv verändert und ich kann jedem raten, diese Reise einmal anzutreten. Sorge sollte man allerdings nicht haben, da sich diese, in übersteigerter Konzentration auf die bevorstehende Wirkung durchweg negativ auswirken könnte.
Es gibt allerdings ein paar kleine Tipps, die man sich merken sollte:
- Man muss sich in der Umgebung wohl fühlen! Keinesfalls sollte man sich einbilden, ein Wohlsein zu verspüren, wenn man dieses nur illusorisch aufbaut, um einen angenehmen Trip verbringen zu wollen. Die Pilze greifen auf Areale im Gehirn zu, auf die wir bewusst keinen Einfluss nehmen können.
- Man muss das Geschehen, so wie es kommt, hinnehmen und aktzeptieren. Mir wurde gewahr, dass ich mitunter versucht habe, alles zu kontrollieren. Es ward böse, dunkel, kalt und ich habe verzweifelt versucht, das Ruder umzureißen. Wenn man es jedoch aktzeptiert und dem Erlebnis - in jeder Form - seine Daseinsberechtigung lässt, wird man schnell feststellen, dass man besser fährt, als wenn man versucht, selbst das Ruder in die Hand zu nehmen.
- Man sollte auf jeden Fall einen Tripsitter an seiner Seite haben. Eine Person, die bescheid weiß und in deren Beisein man sich wohl fühlt. Hierbei sollten keine Geheimnisse bestehen und keine Ungewissheiten herrschen; man sollte einfach gerne mit dieser Person zusammen sein.
- Man sollte immer wissen, dass jeder Trip auch eine andere Seite hat. Dunkel und kalt bedeutet nicht, dass alle Welt so sein muss. Die Trips können sehr schnell umschlagen und durchaus positiv Formen annehmen, wenn man sich nur gehen lässt.
- Sollte man wirklich schlecht draufkommen, ist es ratsam, etwas zu tun. Ein wenig Bewegung, eine kleine Veränderung, können wahre Wunder bewirken.
- Für den schlimmsten Fall könnte man Benzodiazepine im Nachtschrank lagern. Diese sind fähig, die Angst aus dem Trip zu bannen. Darum ist man aber geteilter Meinung.

Man braucht davor keine Angst haben. Die Pilze tun nichts anderes, als den Gehirn neu zu separieren. Sie rufen niemals etwas hervor, was nicht so schon existiert. Aber auf unangenehme Erfahrungen sollte man gefasst sein - auch ist es ratsam, jede dunkle Atmosphäre zu verbannen. Beispielsweise höre ich gerne Sythesizermusik, die ich sehr tiefgehend und eindrucksvoll empfinde. Diese hat aber im Trip einen anderen, dunklen und kalten Charakter. Etwas klassische Musik ist in dem Moment sehr viel schöner und angenehmer.

@ Psycho

Das klingt sehr interessant, was du schreibst! Also erging es noch anderen Menschen so wie mir - faszinierend. Aber ja, ich glaube auch, dass diese Form der Wirklichkeit weit mehr der Realität entspricht, als die der normalen Wahrnehmung. Man empfindet Dinge als viel eindrucksvoller. Manchmal kommt es mir so vor, als ob wir in den ersten Monaten unseres Lebens so gedacht und gesehen haben müssen. Die Dinge dieser Welt erscheinen uns völlig neu und unbekannt. Eine Hand kann in dem Zustand schon sehr faszinierend wirken - besonders wenn sie sich unvergleichlich groß, lang oder schräg förmig erscheint.

Der Beitrag wurde bearbeitet von Siddhartha am Feb 13 2009, 21:21 Uhr.


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Die Realität ist Spiegelbild der Seele; wird nun das Innere verzerrt, so verschieben sich auch die Wesenszüge der Wirklichkeit.
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