Es gibt ja das alte Sprichwort von "sich nicht riechen können". Ich habe inzwischen einige Menschen kennen gelernt, von denen ich weiß, dass sie ganz liebe Menschen sind. Sie sind gut drauf, freundlich, hilfsbereit, arbeitswillig und haben Qualifikationen und Fähigkeiten, die sie locker im Arbeitsmarkt unterbringen würden. Das Problem ist aber, dass sie penetrant stinken. Ich würde sie nicht einmal als 1EUR-Jobber einstellen, um in meiner Garage aufzuräumen. Genau deshalb sind sie nicht vermittelbar. Auch wenn die Körperhygiene nicht perfekt ist, der Hauptgestank geht imho von ungewaschenen Klamotten aus. Trotzdem ist der penetrant und unerträglich.
Hauptproblem ist aber nicht einmal, dass sie sich selbst und ihre Wäsche nicht waschen, sondern dass es ihnen niemand sagt, warum sie nicht und auch niemals eingestellt werden.
Dafür fühle ich mich schuldig. Denn ich habe mich niemals getraut, einem solchen Bewerber einfach zu sagen, "du stinkst wie ein Schwein, komm einfach wieder, wenn du das im Griff hast."
Es gibt sicherlich elegantere Möglichkeiten, das zu formulieren, die weniger kränkend wirken. Ob das durch die Blume gesagt dann auch verstanden und angenommen wird ist eine andere Frage. Mit fremden Menschen so offen zu reden fällt mir auch schwer, im engen Freundeskreis ist das etwas anderes.
Das Problem ist mir gut bekannt.
Es gibt Leute die sich aufgegeben haben und weder sich noch ihre Kleidung waschen.
Es gibt Leute die wissen einfach nicht das man eine Waschmaschienenladung gei 30 Grad nicht über Nacht in der Maschiene lässt.
Es gibt Leute die putzen sich die Zähne nicht.
Ganz unterschiedlich die Ursachen, von Unwissen bis Resignation, bei Jugendlichen (und sogar bei Erwachsen va. Männern) auch manchmal ein hilfloses Imponiergehabe, sie geben sich nicht schrf und agressiv (dazu fehlt der Mut), sie riechen so.
Manchmal sind sich Leute dessen voll bewusst und manchmal nicht.
Manchmal Leiden sie selbst darunter und manchmal nicht.
Entsprechnd unterschiedlich geht man damit um wenn man helfen will.
Die Imponierer werden schroff konfrontiert und es gibt keinen zutritt zum Auto, die Wohnung wird nicht betreten, idealerweise schroff genug um andere scharfe Ausdrucksweisen, Abgrenzungsmöglichkeiten,authentische Selbstbestätigungsmechanismen zu provozieren (wenns geht).
Bei denen die verletzt wären, sich schämen und eine direktes drauf Aufmerksam machen ein Rückzug auslösen könnte gibt man die Zeit die man selber braucht um herauszufinden wie deutlich man werden muss.
Man beginnt mit dem Angobt gemeinsam zu waschen und endet mit dem Hinweis auf ein besonders riechendes Kleidungsstück.
All das ist übrigens wesentlich einfach und erfolgsversprechnder, viel weniger frustrierend als die Auseinandersetzung mit Beamten, die wohlriechend aber in ihrer sturen verblödung unerreichbar sind und sein wollen.
Dazwischen gibt es viele viel kleine Nuancen.
Das Leiden ist groß in der stinkenden und gammelden, in der durch und durch morschen Zivilisation.
Edit:
Jemand der es drauf hat in einem Bewerbungsgespräch zu erscheinen und dort motiviert wirkt und einen lebendigen Eindruck macht hält die Konfrontation wahrscheinlich aus.
"Ich würd Sie ja nehmen aber ist Ihnen schoneinmal gesagt worden das Sie riechen? Manchmal merkt man sowas selber nicht und niemand traut sich einem das zu sagen. Glauben Sie Sie könnten das änderen?"
Vielleicht sollte nochmal gesagt werden das soetwas reine Übungssache ist.
Das wir damit Probleme haben ist symptomatisch.
Wir machen ein Verstandesproblem daraus und überlegen uns Strategien damit umzugehen, vermeiden es authentisch zu sein und unserem Empfinden den völlig berechtigten Ausdruck zu verleihen.
Es macht uns Bauchschmerzen angemessen zu reagieren (und angemessen ist nur das was unrefelektiert nach aussen will, nicht das was wir denken sagen zu müssen), weil man uns beigebracht hat rücksichtvoll und verständnissvoll sein zu müssen, uns gut zu benehmen.
Aber wie Du selber feststellst führt diese Rücksicht zu nichts ausser dazu das wir uns selbst mit einer scheinbar schwierigen Situation (die einzige Schwierigkeit dabei ist unser Konflikt zwischen natürlichem Impuls und Erziehung, der verunsichert uns) nicht konfrontieren. Das ist Bequemlichkeit, eine Unzulänglichkeit - die wir dem Stinker dann selbst unterstellen (Projektion würde Freud das nennen).
Es ist das selbe auf anderer Ebene.
Ein Bewerber hat ein natürliches Recht darauf zu erfahren woran es scheitert.
Sehe es als menschliche, natürliche Pflicht ein passendes, echtes, authentisches Feedback zu geben.
Das steht natürlich in keinem annonymen Gesetz ist aber ein Anspruch den man an sich selbst haben kann.
Ja so ist es. Es ist in diesem Fall halt sehr bequem, der Wahrheit aus dem Weg zu gehen. Bewerbungen sind da etwas ganz fieses und der Gesetzgeber hat das in den letzten Jahren noch extrem verschlimmbessert. In vielen Fällen hat der Arbeitgeber schon ganz klare Vorstellungen an die Person, für die niemand selbst etwas kann. Z.b. ungefähres Alter oder Geschlecht. Ich muss aber jede Stelle geschlechtsneutral ausschreiben auch wenn ich von vorne herein weiß, dass ich eine 60 jährige, fette Alte für den Job niemals einstellen würde, weil sie einfach nicht ins Team und ihre Aufgabe passt, selbst wenn ihre Qualifikation sehr gut ist. Das führt dazu, dass viele immer wieder Absagen bekommen, die vorne herein hätten vermieden werden können. Die Arbeitssuchenden macht das irgend wann depressiv, wenn sie nur noch Absagen bekommen. Genauso ist es mit den Stinkern. Ich kann sogar nicht einmal einschätzen, ob man arbeitsrechtlich damit durch käme, wenn man ihnen die Wahrheit sagt. Sicher bin ich mir, dass man bei einer Kündigung mit der ehrlichen Begründung niemals durch käme. Damit würde man sich sein eigenes Grab schaufeln, wenn man so einem Bewerber eine Chance gibt.
Tatsächlich eine interessante Frage, wie weit Gerichte nicht nur eine mangelnde fachliche sondern auch eine mangelde soziale Kompetenz als Kündigungsgrung gelten lassen.
Es liesse sich ja leicht durch Zeugen belegen das zB. ein Teamarbeit verweigert wird (von Seiten der Belästigten).
Ob Du als Arbeitgerber dazu verpflichtet bist Dein Team zu zwingen mirt einem Stinker zu arbeiten oder ob es nicht doch Deine Pflicht ist für angemessene Arbeitsbedingungen zu sorgen ist die nächst Frage.
Als Anwalt würden mir solche Streitfälle richtig Spaß machen.
Auds pädagogischer Sicht könnts natürlich für den Stinker genau das richtige sein sich der Kritik von Kollegen aussetzen zu müssen und etwas zu ändern, geht es hier nur Unwissen oder "Faulheit" würd das sher schnell passieren.
Aber in unserer Gesellschaft schlägt das auch schnell in Mobbing um, weil sofort der ganze Mensch und nicht nur sein Geruch abgelehnt wird oder wird als solches verstanden.
Mangelnde Körperhygiene ist absolut untragbar für mich.
Das muss angesprochen werden, auch wenn es sehr unangenehm ist, aber das ist kein Zustand der tragbar ist. Dafür habe ich kein Verständnis wenn sich jemand nicht wäscht oder die Zähne putzt.
Vor ein paar Jahren, saß in meinem Büro mal übergangsweise der Hausmeister.
Der war hygienisch wirklich unter aller Sau. Das ganze Büro hat penetrant gestunken.
Erstmal habe ich nichts gesagt, sondern probiert ihn indirekt aufmerksam zu machen, indem ich immer alle Fenster aufgerissen und mit Deo rumgesprüht habe, wenn er reingekommen ist.
Dann habe ich ihm einen extra scharfen Kaugummi angeboten, aber er meinte er braucht keinen.
Er hat nicht kapiert worauf ich hinaus will.
Ich habs auch eine Weile rausgezögert, weil das wirklich unangenehm ist und ich selber will überhaupt keine Streitereien mit jemandem, weil ich selber Depressionen habe und froh bin wenn ich die Arbeitswoche irgendwie überstehe.
Ich will selber einfach nur meine Ruhe haben, weil es mir selber oft so dreckig geht.
Aber nach der ersten Woche gings einfach nicht mehr, dass musste angesprochen werden. Ich habe ihm gesagt, er soll doch bitte mal duschen und Zähne putzen bevor er in die Arbeit geht, dass kann doch wirklich nicht zu viel verlangt sein. Dann hat er an sich selber gerochen und meinte er riecht nichts, dass bilde ich mir ein.
Daraufhin bin ich zu seinem Vorgesetzten gegangen und habe ihm gesagt, er soll sich den Typ wieder mitnehmen und ihm einen anderen Sitzplatz geben, so einen Sitznachbarn braucht er mich nicht mehr bringen, darauf kann ich gerne verzichten. Der versetzte ihn dann in eine Rumpelkammer in die Werkstatt, dort passt er eh hin.
Ein schönes Beispiel dafür warum Wut eine kostruktive Emotion ist staut man sie nicht ewig auf.
Sie überwindet wunderbar Angst und Trägheit, das ist ihr Sinn.
Als ich jung war hatte ich mal einen Job in einer Schriftsetzerei, d.h. Job in einem Büro mit mehreren Leuten. Meistens kam ich noch halb blau zur Arbeit oder hatte zumindest am Vorabend regelmäßig gesoffen. Dazu kam natürlich exzessiver Nikotinkonsum. Trinken, vor allem Bier, war in unserer Band absolute Normalität. Die Mädels in diesem Job haben mir zum Abschied so einen seltsamen Knoblauchsack geschenkt.. sie meinten, ich hätte immer so krasse Knoblauchausdünstungen gehabt, lol. Tja, so kann das auch gehen. Fahne, die nach Knoblauch riecht. Niemand ist vor Gestank sicher. Manchmal stinken auch die, die meinen, sie stinken nicht, weil sie sich ganz besonders kräftig putzen und waschen. Gestank kommt durchaus und oft auch von innen.
Ich habe einen gewissen Ekel vor Menschen, deshalb könnte ich auch nicht mit Menschen zusammen in einem Büro arbeiten. Menschen stinken für mich immer irgendwie. Ich kann diesen Menschen auch nicht beim Essen zusehen, oder schlimmer noch mit ihnen zusammen Essen. Zeit verbringe ich mit Menschen idealerweise nur, wenn ich in irgendeiner Form berauscht bin.
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