Sep 25 2008, 13:11
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Salvianaut Beiträge: 1,361 Mitglied seit: 14.May 2007 Alter: 41 |
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts werden die Konsumenten psychoaktiver Stoffe in der abendländischen Kultur als psychisch kranke, als Aussetzige der Gesellschaft, als unvereinbar mit den bürgerlichen Normen dargestellt. Sie werden verfolgt, von der Gesellschaft geächtet, als nicht-vollwertige Mitglieder dargestellt. Auch heute ist es in vielen Kreisen kaum möglich sich zu einem Konsum von psychoaktiven Substanzen zu bekennen - welche über die etablierten Stoffe hinausgeht - ohne mit einer generellen Ablehnung und einer platten Kategorisierung zu rechnen.
Aus meiner Sicht muss für eine drogenmündige Gesellschaft - von der wir noch weit entfernt sind - ein Verständnis dieser Konstruktion entstehen. Es ist nicht richtig den massvollen Konsum generell zu ächten oder in gar in ein Randthema zu verwandeln in der eine Diskussion nicht möglich ist. Zwar beschäftigt sich in der heutigen Zeit viele Wissenschaftsdisziplinen indirekt mit dieser Thematik, wodurch sich aber kein vollständiges Bild ergibt. Insbesondere distanzieren sich die Untersuchungen oft soweit vom Konsum insofern, dass versucht wird der jeweiligen Disziplin gerecht zu werden, aber eine gesamtheitliche Betrachtung vermieden wird. Somit obliegt es immer noch ein dem einzelnen Individuum sich ein objektives Bild zu machen; es entwickelt sich gerade unter den Konsumenten der psychoaktiven Stoffe kein Selbstverständniss und kaum ein Diskurs über dieses Verständnis. Im Umfeld der sich entwickelnden Vernetzung und Anonymisierung durch das Internet ergeben sich nun erste Ansätze einen freieren Gedankenaustausch unter den Individuen zu ermöglichen, aber dieser kann bisher kaum offen im realen Umfeld geführt werden. Aus meiner Sicht ist es unabdingbar, dass sich die Konsumenten psychoaktiver Stoffe emanzipieren, sodass der Diskurs nicht im "Geheimen" geführt werden muss. Auch andere Gesellschaftsgruppen wie Frauen, Homosexuelle oder Leibeigene konnten sich dadurch etablieren in dem sie die bestehenden Zustände nicht einfach mehr hingenommen und akzeptiert haben, sondern aktiv dagegen gekämpft haben. Diesen Etablierungen, die Integration und Akzeptanzerringung in der Gesellschaft ergeben sich dabei auf 2 Wege. Einerseits müssen konkrete Taten vorhanden sein (Stonewall, französische Revolution, Studentenbewegung, ...), sowie auch eine Diskussion in der gesamten Wissenschaft, die sich später in eine Diskussion über die ganze Gesellschaft verwandeln kann. Zwar wächst in der Wissenschaft das Verständnis der Notwendigkeit einer transdisziplinären Diskussion (Psychologie, Medizin, Pharmakologie, Gesellschafts- & Religionswissenschaften, Recht, Philosophie, Geschichte, Kunst, ...) und es werden auch bereits entsprechende Kongresse durchgeführt, aber die Disziplin "Psychonautical Sciences" ist auf breiter akademischer Ebene bisher nicht als solche etabliert oder gar wahrgenommen. Wenn wir uns vor Augen führen, dass die Frauenforschung (die viele unterdessen lieber als "Geschlechterforschung" betiteln) von den Betroffenen - den Frauen selbst - initiiert wurde, sollte uns deutlich werden, dass es nicht zuletzt auch bei den entsprechenden Individuen liegt diesen Anstoss zu machen. Ich möchte euch daher an dieser Stelle ermutigen euch bilden zu lassen - nicht ohne die aktuell konstruierten Konzepte in Gesellschaft & Wissenschaft kritisch zu beleuchten (aber auch euch selbst) - und euch für das Wachstum dieser Wissenschaftsdisziplin "Psychonautical Sciences" einzusetzen! Werdet euch klar: Es liegt nicht an den "Anderen" diese Bewegung anzustossen. Es liegt an euch! Der Beitrag wurde bearbeitet von Amalgam am Sep 25 2008, 13:11 Uhr. -------------------- o_O http://absurd.org O_o QUOTE(acidhead @ May 31 2009, 12:11) mag vor ein paar jahren mal so gewesen sein, daß die legalen sachen nix getaugt haben, dat is aber heutezutage nicht mehr der fall. QUOTE(slim @ Jan 10 2008) |
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