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Spacechild Geschrieben: Feb 4 2008, 23:57


Grünschnabel


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QUOTE
Ich hatte mal vor langer Zeit ein Wochenend-Sesshin mitgemacht, und hatte gerade dabei den Eindruck, dass die engagiertesten Leute für mein Empfinden dazu neigten, quasi am Leben vorbei zu meditieren. Sicherlich nicht die Schuld des Zen-Buddhismus generell, aber eben ein mögliches Phänomen.
So ein Argument, dass Zen "die Praxis mehr in den Mittelpunkt stellen würde als andere Religionen oder spirituellen Wege", ist deswegen in meinen Augen teilweise fragwürdig (weil es eben u.U. nicht nur gut sein kann, wenn jemand z.B. quasi am Leben vorbeimeditiert), und dann als Vergleich auch etwas absurd oder unangemessen. Schließlich kann es nicht nur um einen Wettbewerb "wer ist jetzt wirklich praxisorientierter" gehen.


Alles kann man Zen vorwerfen, aber nicht, dass "am Leben vorbei" meditiert wird. Gerade die Immanenz wird ja angestrebt.

QUOTE
Aber das ist doch das Gebiet, was "eigentlich" das Kernthema der Religion überhaupt und der spirituellen Fragen sind, die den Menschen in seinem Leben und aufgrund seiner erkenntnismäßigen Unzulänglichkeit beschäftigen.
Für mich wirkt der Zen-Buddhismus halt so, dass quasi gesagt wird, "ach, da haben wir eigentlich auch keine Ahnung von, aber stattdessen findest du in der Konzentration und der Achtsamkeit dein Glück". Das ist übrigens vom Prinzip her eine Hinayana-Philosophie, der kleine Wagen, wo die Erlösung nur im einzelnen Menschen angestrebt wird, d.h. in der Versenkung und Praxis gesucht wird.


Meiner Meinung nach sollte das diesseitige Leben das Kernthema einer Religion/Philosophie sein, da der Mensch nichts über das Jenseitige wissen kann (Per Definition liegt ja das Jenseitige außerhalb unserer Wahrnehmung, und alles, was wir nicht wahrnehmen können, hat für uns keine Bedeutung). Wer sich mit dem Jenseitigen, Transzendenten, Übersinnlichen beschäftigt, der lebt am Leben vorbei.

QUOTE
ein nicht dualistisches bewusstsein lässt sich unmöglich permanent aufrechterhalten.
mag sein, dass verschiedene schulen sowas behaupten.
ich halte das streben nach solch einem zustand für ungesund!
und begegne folglich jeder schule die solches anstrebt mit grosser skepsis.
du hältst das ich für eine überkommene illusion?
ich halte das ICH für ein überaus sinnvolles WERKZEUG, das dem menschen gegeben ist, um sich zu verwirklichen.
ein werkzeug wie sein körper auch eines ist, gegeben um sich zu verwirklichen.
so ist dies dann im sinne des GANZEN.
die quelle des leids?:
sich nicht verwirklichen!
wie sich verwirklichen?:
das tun, was auch das GANZE tut:
bewusst-sein.
bewusst-wirken.
bewusst-erschaffen.
warum?:
fragt "liebe" nicht.
sie tut es.

das ist "zen"


Ein nicht-dualistisches Bewusstsein lässt sich in der Tat nicht aufrechterhalten und dies wäre als Form der Anhaftung auch nicht erstrebenswert. Das Erwachen zeigt dir einen Zustand größter menschlicher Freude und hilft dir, dem Alltagsleben mit mehr Achtsamkeit zu begegnen. Das Streben nach Satori ist tatsächlich der falsche Weg, da gerade jegliches Streben überwunden werden sollte.
Selbstverwirklichung bedeutet für mich, die Trennung zwischen Ich und Welt aufzuheben. Man identifiziert sich durch seine Wahrnehmung und nicht mehr durch Ideen, die man selbst von sich hat oder die andere von einem haben. Man blickt nicht bloß den Baum an, sondern man wird der Baum, man betrachtet nicht das Kunstwerk, sondern wird selbst zum Kunstwerk. Für mich ist das Eins-Sein mit der Welt die größte Freude, die ich bis jetzt kennen gelernt habe und ich wüsste nicht, welche Alternative es für mich gäbe. Ich kann mir einfach nichts schöneres vorstellen, als total entinnerlicht in das Leben einzutauchen. Das Ich ist tatsächlich ein nützliches Werkzeug - um sich selbst ins Unglück zu stürzen. Meiner Meinung nach ist das Ich die Quelle der menschlichen Gier und das entscheidende Hindernis zu einem tieferen Erleben.

QUOTE
auf dem momentanen stand meiner evolutionären entwicklung lebe wirke und schaffe ich am effektivsten, wenn ich eben diesen evolutionären entwicklungszustand als gut und sinnvoll und richtig bejahe, ein zustand in dem ich in und durch dualismen und dualistisches denken lebe/wirke/schaffe?
wie sollte ich auf die nächste stufe mich aufschwingen, wenn ich doch diese noch nicht einmal als sinnvoll begriffen habe?
warum sollte ich begehrlich auf die nächste stufe schielen und dabei meine und die aufgaben, die sich mir auf dieser stufe stellen, aus den augen verlieren?
(nebenbei bemerkt ist die vorstellung einer höheren stufe...eine dualistische.)
alles worauf es ankommt, ist doch als das wesen, das ich bin, meine fähigkeiten zu entfalten, die mir gegeben sind. und das ist nun mal auch das dualistische denken und die fähigkeit als individuum mit ich-bewusstsein zu agieren.


Glaubst du wirklich, dass du so am "effektivsten" lebst und was bedeutet für dich überhaupt effektiv leben? Warum sprichst du von wirken und schaffen? Diese Wortwahl suggeriert, das Leben wäre ein wirtschaftliches Unternehmen. Natürlich spielt für mich als Künstler das "Schaffen" eine Rolle, doch ich sehe es eher als eine Art non-verbaler Kommunikation und nicht als den Zweck meines Daseins.

QUOTE
wie sollte ich auf die nächste stufe mich aufschwingen, wenn ich doch diese noch nicht einmal als sinnvoll begriffen habe?

Eine Daseins-Stufe, die nicht sinnvoll ist, kann nicht als sinnvoll begriffen werden wink.gif
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