1.mal - 7 Samen, nette, kranke hoelle

Hi!
im moment bin ich wieder halbwegs nuechtern (18.00 uhr), nur einen recht schoenen, lehrreichen afterglow darf ich jetzt genießen.
eins vorneweg: ich habe ca. letzte woche einen termin bei einem psychiater gemacht und seit gestern weiß ich, dass ich dort auch hingehoere.
haengengeblieben, aber nicht auf drogen, sondern auf dem leben. bewusstheit ohne kompromiss.

los gehts.
gestern nachmittag bin ich wieder in meiner wohnung eingetroffen, nach zwei tagen, die ich bei einem kumpel verbracht habe. eigentlcih schlecht gelaunt, aber geschickt verdraengt, habe ich mich auf dieser seite noch schnell nach der richtigen konsumform erkundigt.
so ca. 17.30 uhr habe ich angefangen alles vorzubereiten. als erstes die 7 samen in ein glas wasser fuer 5 minuten eingelegt. danach die fummelarbeit mit der weißen schicht und das muehselige zerkleinern der kleinen, harten brocken. die entsprechenden kruemel wiederum in ein volles glas leitungswasser eingelegt und fuer ca. 2,5 stunden in einer dunklen ecke untergebracht.
21.00 uhr sollte dann die stunde der wahrheit sein. etwas nervoes, doch mit elan kippte ich den inhalt des glases in mich rein. geschmack: top! da gibt es 100 mal schlimmeres.
was nun? geplant was, "fight club" gucken, bis zum wirkungseintritt. da hab cih meine rechnung wohl ohne den wirt gemacht. denn bereits kurz nach der einnahme wurde mir uebel, um nicht zu sagen kotzuebel. ich verbrachte die naechste halbe stunde damit, mich nicht zu uebergeben.
21.30 uhr. die letzte angabe, die ich zur zeit machen kann, weil ich nach der klosession wissen wollte, wie lange ich durchgehalten hatte.
ab jetzt wird es verdammt schwer alles in einen geregelten ablauf zu bringen.
auf jeden fall war es eine unsagbare erleichterung das samengut ersteinmal loszuwerden. ich schleppte mich mit den letzten kraeften ins bett. und dann ging es los, obwohl der magen leer war ging es mir koerperlich eher schlecht.
ich walzte mich hin und her, in der hoffnung, die beschwerden abschuetteln zu koennen. nur nicht auf den koerper konzentrieren. besser die gedanken im blick behalten.
denn unbewusst werden meine gedanken ebenso schlecht, wie mein koerperbefinden. kontollier ich das eine, wird auch das andere nicht in todessehnsucht ausarten.
mit der zeit erkenne ich, wer ich bin und was ich in meinem leben fuer fehler gemacht habe. meine unfaehigkeit die menschen zu verstehen. warum lebewesen handeln, wie sie es tun. warum alles dem egoistischen prinzip unterliegt. ich sah meine misere, nicht lieben zu koennen, weder mich noch sonst etwas auf diesem planeten. ich verstand es nicht.
nur eins drang langsam, aber unweigerlich in meinen verstand ein. ich bin nicht besser, sondern schlechter. ich schaffe es nicht leid zu vermeiden, indem ich gegen das system arbeite, sondern indem ich einen platz finde und endlcih anfange zu leben. anstelle mir 24 stunden am tag ein kopfkino der extraklassezuzubereiten, dafuer aber einsamer bin, als je ein 21-jaehriger dummkopf seien duerfte. doch genau das zu beheben, kann nur ICH aendern.
genau damit fing ich an. erst einmal licht an - scheisse kaputt - schicksal. das einzige zimmer mit funktionsfaehigem licht, mein 3qm kleines badezimmer. stift, block, fussmatte und dann habe ich mich auf dem hoehepunkt des trips in meinem bad auf den boden gesetzt.
warum? das ist meine strafe fuer meine ignoranz.
was ich tun muss? aufhoeren zu luegen, mir alles zurechtzureden.
genau das tue ich, indem ich einen brief an eine person schreibe, die ich sehr, sehr, sehr verletzt habe. aber was man anfaengt, muss man zuende bringen. das ist meine aufgabe dieser erfahrung.
verdammt schwer, immer wieder fange ich an mich zu kratzen. mich zu schlagen. etwas spuehren, danach verlangt es mich. ich habe kein gefuehl mehr im koerper. mir geht es nicht gut, aber ich habe keine angst, keine panik. es ist kontrollierter wahn. immer wieder dieses autistische gewippe mit dem oberkoerper. staendige wiederholungen einer bewegung, ganz automatisch.
irgendwie schaffe ich es dann, nach 0.5?, 1?,2? stunden unter dem waschbecken sitzend diesen brief zuende zu schreiben. zu diesem zeitpunkt glaube ich schon an etwas uebernatuerliches, nein, ich weiß es.
doch sehr erleichtert, aber nicht befriedigt, torkel ich wieder zu meinem bett. keine musik, brauch ich nicht - ausserdem zu anstrengend, sowohl das auflegen, als auch das zuhoeren.
ich liege, fange an mir fragen zu stellen, ueber das "sein".
wo ist der sinn? und man glaubt es kaum ich erhielt antwort. meine eigenen gedanken sprachen mit mir.
aber wer redete? gott? irgendwie schon, aber nicht nach der ueblichen auffassung. ich stellte alle fragen die mir auf dem herzen lagen.
was ist der sinn des lebens? das leben ist ein spiel und bei diesem spiel gibt es etwas zu gewinnen - naemlich goettlichkeit. das bewusste nichts ist gott und genau dieses redet mit mir. ich fragte weiter.
wie bekomme ich diese goettlichkeit? indem man wahres bewusstsein erreicht (so ala buddhismus).
und was wenn man es nicht schafft? dann wirst du wiedergeboren - auf ewig und musst leiden, weil leben aus leid besteht. nur wenige schaffen es wirklich. alle 1000 jahre gibt es einen jesus. dieser steigt nach seinem letzten tod in den "himmel" auf. jedes leben das du lebst ist eine aufgabe, in der du punkte sammeln kannst, um dem nichts naeher zu kommen. mit jedem neuen leben (level ) werden die aufgaben schwerer. die letzte aufgabe sind koerperliche und geistige qualen, durch die man seinen glauben nicht verlieren darf (jesus ). problem ist nur, das man seine faehigkeiten behaelt, aber das gedaechtnis mit der wiedergeburt geloescht wird. das gesamte bild im blick behalten, darum geht es. nicht sich in detailwissen zu verlieren. alles besitzt die gleiche intelligenz, nur ist die art und weise wie sie sich aeussert verschieden. fuer uns nicht greifbar.
mein problem: drogen sind "cheat". da ich die loesung jetzt kenne, habe ich die chance in diesem leben verwirkt. schummeln gilt nicht.
was ist wenn ich mich bessere? versuche es, gewissheit gibt es nicht. glauben ist die aufgabe.
vielleicht war der "cheat" verzeibar? versuche es.
warum existiert das leid? ist das gerecht? nein, es ist ein spiel und einjeder hat sich selbst ausgesucht daran teilzunehmen. folge: freier wille existiert.
wie kann es ein allmaechtiges uebernatuerliches geben, das lebewesen leiden laesst? es interessiert niemanden. was vergessen wird, hat nie existiert. schmerz verjaehrt.
ich wusste, das ich in der verachtung, die ich der welt entgegenbringe sterbe - in nicht allzu ferner zukunft. mein haß kostet mich alle lebensenergie. vielleicht bin ich schon sterbenskrank und weiß es nicht.

das sind wohl die wichtigsten fragen gewesen, es waren aber noch viele mehr. unbeschreiblich. in diesem sinne hatte ich auch keine optics oder so etwas, nur dieses heftige zwiegespraech - mit wem auch immer.
das schoenste war, als irgendwann frueh am morgen die voegel anfingen zu zwitschern und der regen laut auf die terasse fiel. eine idylle fuer die ohren. ein geschenk fuer mich, voller lebender existierender schoehnheit, weil ich erkannt habe, weil ich mich aendern werde. dann irgendwann schlief ich ein.

ist etwas lang geworden, vielleicht auch ein wenig monoton, aber ich wollte unbedingt alles was mir einfiel einbringen.

urteilt nicht ueber mich, denn ihr kennt mich nicht.

in diesem sinne, einen tag voller schoener augenblicke.

Klingt wahnsinnig! (pos. Sinn). Hast den Brief denn leserlich geschrieben und übergeben?

naja leserlich wars nicht gerade, aber ich konte es entziffern. hab dann alles nochma sauber abgeschrieben.
bis jetzt war dieser freund aber noch nicht zuhause. ich wills am sonntag nochma versuchen. im moment ist er noch nicht erreichbar.

Aber kein Rückzieher machen. Hoffentlich hast nix abgeändert vom Inhalt, wär schade. Halt uns aufm laufenden!

Sehr schöner Tripbericht eines besonderen Trips
Aber eine Frage: Wieso hast du das Risiko eines Trips aufgenommen, wo du wohl selbst nicht wirklich an deine Stabilität geglaubt hast (siehe Termin beim Psychiater)?

hm... auf jeden fall interessanter bericht...
das mit dem hin und herwippen und der ständigen wiederholung von kurzen bewegungsaubläufen kommt mir von meinen trips sehr bekannt vor, genauso wie das sich selbst kratzen, oder beissen, um etwas zu "spüren" (in dem moment empfinde ich nie schmerz, sondern etwas anderes)...

dankeschoen

@sky-bass: ich hab schon an meine stabilitaet geglaubt. den termin beim psychiater habe ich aufgrund des verdachts auf asperger-autismus gemacht. obwohl man bei so einem verdacht wohl auch besser die finger von psychedelika lassen sollte...

@nuke: nein schmerz ist es nicht direkt, schwer zu beschreiben. es ist auf eine gewisse art und weise eine befriedigung.

@CC: je weiter die erfahrung in den hintergrund rueckt, desto leichter kann man einen rueckzieher machen. vor allem, da dieser freund bereits bei mir war und meine vermutung nicht bestaetigt hat, das ich ihn verletzt habe.
trotzdem werde ihc das durchziehen und ihm den brief geben. muss sein, sonst waere es schon sowas wie verrat an mir selbst. besonders, da ich mir sicher bin, das an meiner mutmassung etwas dran ist.

krasse sache das mit deinem trip.....
aber falls du wirklich asperger-autismus hast dann les mal
"Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone" von Mark Haddon. das ist ein buch über einen Jungen, der das Aspergersyndrom hat. total geil geschrieben und echt lustig.

danke fuer den buchtip kampfzwerg. werde ich mich auf jeden fall mal nach erkundigen. der autor ist mir zumindestens ein begriff.

Hi c4m4ris. Ich muss zugeben, dass mich dein Tripbericht ziehmlich berührt hat.
Zum einen weil ich bei mir auch den Verdacht aufs Asperger-Symdrom habe und zum anderen weil ich mich in deinen Gedanken während des Trips unheimlich schmerzlich wiedergefunden habe. Ich schätze du bist nicht der einzige, dem dein Trip geholfen hat. Danke.

Der Beitrag wurde bearbeitet von fatbot am Jun 8 2007, 16:16 Uhr.

das ist nett von dir, fatbot. es freut mich, wenn man sein erlebtes mit anderen teilen kann

Aaah, das Ding was ich habe hat also einen Namen!
Ist ja mal nett zu wissen....
Schon merkwürdig, diese tolle "Gabe" hat mein ganzes Leben geprägt.
Zeitweise war es ein schlechtes. Aber irgendwann habe ich eingesehen,
dass es bei mir alles irgendwie "anders" ist.

Dein Tripreport ist schon fast unheimlich. Bei mir war es auf LSA recht ähnlich,
vor allem was dieses Frage-Antwort Spielchen angeht.
Ich war mir auch sooo absolut sicher, dass der Tod kein Ausweg ist, weil man
wiedergeboren wird. Wenn wir in "dieser Welt" sterben, so sterben wir bloß
in "dieser Welt". Das sterben gehört zu dieser Welt dazu! Wer behauptet denn,
dass wir diese Welt verlassen wenn wir sterben???
Es gibt einen Ausweg, aber der wird nicht durch das ableben erreicht. Vielmehr
dadurch, dass wir mit unserem Geist "einfach" wieder mit allem verschmelzen.
Ein Zustand wo alles möglich ist und Naturgesetze nicht gelten.
Ich kann es nicht so gut beschreiben, es war auch schon eine Weile her.
Vielleicht ist es wiedereinmal an der Zeit...

stimmt, ist schon ganz angenehm zu erfahren, das man seinem verhalten einen namen zuordnen kann. aber wenn man lang genug drueber nachgedacht hat, ist das ganze nicht mehr soooo positiv. man muss dann ersteinmal lernen zu akzeptieren, warum man anders ist.

Mir ist erst in der letzten Zeit aufgefallen wieviele der Probleme in meinem Leben sich aufs Asperger-Syndrom zurückführen lassen. (bin zwar noch nich wirklich alt aber is ja alles relativ) Und ich fühl mich besser diese Probleme (die den meisten Mitmenschen wahrscheinlich garnicht aufallen) endlich einer Ursache zuordnen zu können. Was ich allerdings dagegen tun kann, weiß ich nicht.

Der Beitrag wurde bearbeitet von fatbot am Jun 8 2007, 16:17 Uhr.

was man tun kann?
nichts, das ist eine geistige behinderung.

abgesehen ist der uebergang von normaler schuechternheit zu autismus fliessend. bedeutet, fast jeder mensch hat auf irgendeine art und weise autistische zuege.

Der Beitrag wurde bearbeitet von c4m4ris am Jun 8 2007, 21:49 Uhr.